SSF 2024
The right innovations for your supply chain!
Mastering the challenges, building trust, embracing the future
18. & 19. April 2024
Hotel Victoria-Jungfrau, Interlaken
Im Jahr 2024 stand die grosse Konferenz im Hotel Victoria-Jungfrau unter dem Motto «The right innovations for your supply chain!», wies mit 20 Referenten eine besonders hohe Themendichte auf und machte mit fünf Workshops für alle Teilnehmer eine Praxisvertiefung in kleinerem Rahmen möglich. Dazu blieb in den Kaffeepausen, beim Stehlunch und auf dem festlichen Abend ausreichend Gelegenheit, das eigene Netzwerk zu vertiefen.
In seiner Eingangsrede begrüsste Fabio Regazzi, Präsident des SSC, unter den über Hundert Teilnehmern auch eine starke Delegation der westligurischen Häfenbehörde von Genua, Savona, Pra’ und Vado Ligure. Unter der Moderation von Christian Doepgen, vormalig ITJ-Chefredaktor, erläuterte zunächst Patrick Keller, Vizepräsident des SSC und Head of Supply Chain, Customs und Foreign Trade bei BASF Schweiz, wie der SSC sich in den letzten Monaten im Sinne seiner Mitglieder neu aufgestellt und seine Zukunftsgestaltung in die Hand genommen hat. Die abendliche Generalversammlung im Rahmen der Konferenz unterstrich die Geschlossenheit der Aufbruchsstimmung mit der Wahl von Nationalrätin Daniela Schneeberger zur neuen SSC-Präsidentin, von Past President Fabio Regazzi zum Ehrenpräsidenten und eines nahezu vollständig neu besetzten Vorstands.
Drei Themenfelder bildeten im Jahr 2024 die Schwerpunkte des Swiss Shippers’ Forums: Neben den aktuellen Entwicklungen in der internationalen und Schweizer Rechtsprechung für ex- und importierende Firmen standen neue Ideen und Instrumente für die Innovation der Supply Chain als auch die rapide wachsenden geopolitischen Risiken im Vordergrund, wobei neue Chancen in bestimmten Weltregionen nicht ausser Acht gelassen wurden.
Zu den aktuellen Herausforderungen im internationalen Handel gab Patrick Keller einen Überblick, während Dr. Christian Hochstrasser, Advokat aus Basel, den Teilnehmern die Auswirkungen des neuen Schweizer Datenschutzrechts auseinandersetzte. Die anstehenden Verschärfungen in der Seefracht infolge neuer «Container Cleanliness»-Bestimmungen brachte James Hookham vom Global Shipper`s Forum direkt von einer Konferenz in Rom mit, um die möglichen Auswirkungen für Schweizer Verlader auszuführen. Die Details und Vorteile der digitalen Bill of Lading, die die Fiata als Weltorganisation der Spediteure entwickelt und implementiert hat, zeigte Dr. Stéphane Graber als Fiata-Generaldirektor auf. Die praktische Umsetzung der an Bedeutung stetig gewinnenden Zielen der Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführung bei Swiss World Cargo erläuterte schliesslich deren Schweiz-Chefin Sandrine Montel, die mit konkreten Zahlen und Projekten einen selten tiefen Einblick in die ESG-Politik eines international aufgestellten Unternehmens ermöglichte.
Aber auch Innovationen wurden den Teilnehmern an die Hand gegeben. Ein Highlight stellte die bereits im Vorfeld des Forums angekündigte weltweite Premiere einer aus Kunststoff und Stahl gefertigten, kommunizierenden und vollständig rezyklierbaren Palette namens «NUBO» dar, die auf allen Transportträgern einsetzbar ist. Dr. Kai Weckner und Pascal Gysin konnten in ihrem eigenen Workshop die praktischen Vorteile darstellen und stellten sich Fragen.
Wie sich die richtigen Rezepte zur Bewältigung von unerwarteten Krisen im Vorfeld entwickeln lassen, zeigte Thomas Frischknecht auf, der auf diesem Feld mit 25 Jahren Luftfahrt-Erfahrung inzwischen für Unternehmen aus zahlreiche Branchen von Industrie und Handel tätig ist. Nico Pereira da Silva, der seit 15 Jahren Software nicht nur entwickelt, sondern auch verkauft und implementiert, machte anhand der digitalen Lösung «Scope» von Riege Software deutlich, welche Möglichkeiten für Transparenz z.B. in der Seefracht heute über die gesamte Supply Chain hinweg bestehen. Ein erfolgreiches Investitionsprojekt schliesslich stellte Patrick Käser von Briese Schifffahrt Schweiz vor. Das Unternehmen gewinnt Investoren für spezielle Mehrzweckfrachter, die in ihrer neuesten Ausführung als «Schweizer Sachmesser der Schifffahrt» z.B. mit Windkraftanlagen eine durchgängige Auslastung erfahren und im Rahmen ihres Lebenszyklus lukrativ bewirtschaftet und verkauft werden.
Welche Weltregionen in diesen Tagen besondere Aufmerksamkeit verdienen, zeigten etliche Referenten auf. Während James Hookham die aktuellen geopolitischen Probleme im Roten Meer in einem Workshop thematisierte, liessen es sich Dorit Sallis von JCC (Joint Chamber für eurasische Geschäftsaktivitäten in der Schweiz) in Zürich und Murat Seitnepesov von der Greater Caspian Region Association in Genf nicht nehmen, die aktuellen Chancen für innovative Handelswege durch den zentralasiatischen und kaukasischen Raum zu unterstreichen. Fazit: Der Mittlere Korridor lebt und wächst!
Konkret um die Schweiz ging es in der Podiumsdiskussion über die Anbindung der europäischen Südhäfen – ein wichtiger Punkt für Schweizer Verlader – mit Peter Füglistaler als Direktor des Bundesamts für Verkehr (BAV), SSC-Präsident Fabio Regazzi sowie Silvio Ferrando (West Ligurian Sea Port Authority) und Andrea Giachero von Spediporto. Bei allem, was z.B. in Genua nach dem Neubau der Morandi-Brücke und der Entwicklung der Hochgeschwindigkeitsstrecke Terzo Valico im Hinterland noch zu tun bleibt, kann sich der Ausbau der Bahnverbindungen zwischen Italien und der Schweiz in den letzten Jahren sehen lassen. Es ist Deutschland, das mit dem Ausbau der weiter nördlichen europäischen Gleisverbindungen hinterherhinkt.
Das grosse Bild, d.h. die möglichen Auswirkungen des russisch-ukrainischen Krieges auf den gesamten Welthandel, machte Dr. Marcus M. Keupp als Militärökonom auf und brachte als nur ein Beispiel den über 400 Jahre gültigen, handelshemmenden Sundzoll an. Die Freiheit von Meeren und Güterflüssen ist heute weniger denn je eine Selbstverständlichkeit.
Das Metathema «Künstliche Intelligenz» brachte den Teilnehmern FHNW-Professor Knut Hinkelmann näher. Seit über 40 Jahren als Forscher und Unternehmer in diesem Bereich tätig, rundete sein Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen heutiger und künftiger KI-Systeme das Forum mit einem Blick in die Zukunft ab. Viele Teilnehmer und die Veranstalter verabschiedeten sich mit einem herzlichen «Bis nächstes Jahr!».