Strasse | Schiene
(20. September 2024) Der Mega-Deal - Grosse Hochzeit von Strasse und Schiene?
Der Bieterwettbewerb um die Übernahme von Schenker, der Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn, gilt als entschieden. Am 13. September 2024 unterschrieb die Deutsche Bahn mit dem dänischen Logistikkonzern DSV, der nach zahlreichen Akquisitionen in den letzten Jahren (u.a. 2019 Panalpina) in seine bisher größte Transaktion bekannt. Damit kommen mit Blick auf den Modalsplit grosse Transportkapazitäten auf Strasse und Schiene zusammen: für DSV Road rollen 17 000 Lkw allein auf Europas Strassen, während DB Schenker über ca. 83 000 eigene, geleaste und gemietete Güterwagen verfügt.
Der Käufer investiert 14,3 Mrd. EUR bzw. 107 Mrd. DKK (Enterprise Value). DSV schrieb, dass das gesamte Konglomerat künftig «einen Pro-forma-Umsatz von rund 39,3 Mrd. EUR» generieren wird und auf «147.000 Mitarbeiter in mehr als 90 Ländern» wird zurückgreifen können. Damit veräussert die Deutsche Bahn ihre lukrative Gütersparte, die 2023 noch 1,8 Mrd. EUR als Überschuss erwirtschaftet hatte, um ihre drückende Schuldenlast von ca. 33 Mrd. EUR zu reduzieren.
In Deutschland ist der Deal ähnlich umstritten wie die jüngste Entscheidung der Stadt Hamburg, MSC als Investor die Mehrheit der Anteil an ihrer Terminal-Tochter HHLA zu verkaufen. Die Sorgen betreffen höhere Preise, schlechteren Service und überzogene Macht im Markt
Schenker war 2002 mit dem Kauf des Stinnes-Konzerns Teil des DB-Konzerns geworden. Bemerkenswert ist das Stück ausgleichende Gerechtigkeit, das in dem Deal steckt: Mitte 2001 hatten die staatliche dänische Eisenbahngesellschaft «Danske Statsbaner» (DSB) ihre Güterverkehrssparte an Railion, den Vorläufer von DB Cargo, verkauft. Nun kehren die Dänen als Käufer zurück – und nehmen eine Menge Geld in die Hand. DSV plant, die Transaktion durch eine Kombination aus Eigenkapitalfinanzierung in Höhe von vier bis fünf Mrd. EUR und Fremdfinanzierung zu finanzieren.
Friedrich Christian Doepgen